Uncle Sally's 10/95 (interview)

From RammWiki

This interview was published in the German magazine Uncle Sally's, issue 10/95.

Magazine cover

Interview

Original

RAMMSTEIN, die sechs „Tanzmetaller" aus Ostlanden, beschreiben ihren düsteren Seelenzustand In Texten wie: „Mein schwarzes Blut und dein weißes Fleisch. Ich werd immer geiler von deinem Gekreisch. Der Angstschweiß da auf deiner weißen Stirn hagelt in mein krankes Gehirn." Musikalisch wird dies eingebettet in eine Mischung aus Motel, EBM und Pop, die durch harten , markanten Gesang mit rollendem „R" abgerundet wird. Kraftvolle, energiegeladene, einfach geile Musik! Donnerstagmorgen zu unwürdiger Zeit (10 Uhr!!!) machten wir uns auf, um die Jungs von RAMMSTEIN anläßlich Ihrer CD-Veröffentlichung „Herzeleid" im Kino „Blow Up" zu interviewen. Naiv und noch verträumt, konnten wir nicht einmal erahnen, was uns erwarten würde. Da saßen fünf der sechs exzentrischen Musiker im Halbdunkel In Kinoreihe 5, wir fanden uns dagegen In hellerem Licht auf der Bühne wieder.Hinter uns flimmerte ein alter DEFA-Märchenfilm tonlos über die Leinwand. Oh Graus! Wir wurden Darsteller einer RAMMSTEIN-Inszenierung, die den Titel „Kein Entrinnen" hätte tragen können. Vor uns ein Quintett, welches seinem konstruierten Image als unnahbare Band gerecht werden wollte. RAMMSTEIN sehen sich als Einheit und antworteten nicht als Individuen (sie wollten ihre Namen nicht nennen), sondern immer als „RAMMSTEIN".

U.S.'s :"Deutsch zu singen ist heutzutage nicht mehr peinlich, Bands wie FLEISCHMANN haben den Zeitgeist getroffen. Seid ihr auf diesen Zug aufgesprungen?"
RAMMSTEIN: „Ich (Ed.: ein Rammstein) empfinde es nicht als Trend, deutsche Spache und Musik zu verbinden. Wir würden uns auch nicht mit FLEISCHMANN vergleichen, das ist eine intellektuelle Band - ziemlich künstlich. Ich hoffe, wir haben mehr Blut und mehr Fleisch. Wir sehen uns als etwas völlig Individuelles, Originales. Eigenes."

U.S's: „Mit der Gründung von Rinnstein, äh Quatsch, Rammstein, zerbrachen sämtliche Beziehungen zu euren Freundinnen, warum?"
RS: „Schicksal! Gemeinsamer Weg, gemeinsames Leid ."

U.S's: „Es fällt auf, daß ihr keine Anglizismen in euren Texten verwendet..."
RS: „Das ist Absicht! Wir finden, daß man zu dieser' Musik einfach nur deutsch singen kann, es klingt einfach besser. Wir fühlen, denken und leben deutsch. Wir sind keine Amis oder Engländer, Deutsch ist unsere Muttersprache.

U.S.'s: ,,Was ist die Intention eurer Texte?"
RS: „Es werden Bilder projeziert, jeder kann es selber interpretieren. Wir wollen die eingestaubten Seiten (Saiten?) zum Schwingen bringen. In erster Linie wollen wir aber Musik machen."
RS (anderer): „Natürlich hast du einen ganz bestimmten Gedanken, wenn du irgendwas machst oder kreierst. Derjenige der es dann hört, fährt irgend einen anderen Film und hat ganz andere Vorstellungen. Dadurch entsteht eigentlich Bewegung."

U.S.'s: „ Bei dem Song „Heirate mich" wird die Silbe „Hei" gesamplet und weckt seltsame Assoziationen. Wie seht ihr das?"
RS: „Man hört das, was man hören will. Diese Assoziation lehnen wir ganz klar ab! Auf Konzerten haben wir auch noch keine Dumpfbacken bemerkt. Wir sehen schon das Problem, aber im Prinzip machen wir das, was wir wollen und lassen uns nicht einsperren. Wir versuchen sogar, die Sache ein bißchen aufzulockern, vielleicht schaffen wir es."

U.S.'s: „Ihr kommt total martialisch und übermännlich rüber, warum gebt ihr euch dieses Image?"
RS: „Weil wir so sind. Eigentlich ist es ein unbewußtes Image. Das hängt aber auch stark mit der Bühnenshow zusammen, die bewußt von dem abweichen soll, was normalerweise so Rock'n'Roll-mäßig abgeht, Haare schütteln und so. (Ed.: silberne Sackschoner, Kettenhemd, Stiefel bis zum Knie, kein Wort ans Publikum).
Im Folgenden fingen die Rammsteine an, das Übliche über Eigenständigkeit und Anderssein zu erzählen. Rammstein ist Rammstein, weil Rammstein Rammstein ist. Wir wollten wissen wie die Band zur Weiblichkeit steht.
RS: „Wir lieben die Frauen!"

U.S.'s: „Und wie sieht es mit weiblichen Elementen in eurer Band aus, die sehen wir nicht."
RS: „Guck ganz genau hin, dann entdeckst du auch weibliche Seiten in uns. Die sind auf jeden Fall da."

RAMMSTEIN werden von der Münchener Designerin Fiona Bennett ausgestattet, machen bei einer Modenschau mit und werden auch die Musik dazu liefern. Hierzu RS: „Wir versuchen, eine Modenschau mit anderem Charakter zu machen."

U.S.'s: „Warum vermeidet ihr es, ein Wort ans Publikum zu richten?"
RS: „Es hat sich irgendwann so eingebürgert, keine Ansagen zu machen, Wir drücken uns musikalisch aus, es gibt eigentlich wenig zu sagen. Sollen wir sagen: "Hallo, seid ihr glücklich?' Wir verbeugen uns nach jedem Konzert als Dankeschön. Als Geste. Das ist für uns unser Wort ans Publikum: (Ed.: zum Sonntag?)

U.S.'s: „Warum habt ihr eure CD in Schweden (Stockholm) aufgenommen?"
RS: „Wir wollten mit dem Produzenten Jacob Hellner zusammenarbeiten. Es war angenehm, dem Alltag zu entfliehen, also daß nicht draußen Kinder vom anderen Hof nerven. Wir brauchten Abstand und konnten uns so nur auf die Musik konzentrieren."

U.S.'s: „Warum habt ihr ein Kino als Interviewort gewählt?"
RS: „Wir wollten uns einfach einen entspannten Rahmen für uns selbst suchen. Es ist eine gute Atmosphäre hier drin, findet ihr nicht?"

U.S.'s: „Ihr sitzt uns zu weit weg!"
RS: „Ihr sitzt auch weit weg!"

Halten wir es wie RAMMSTEIN und fügen dem nichts mehr hinzu. Macht euch selbst ein Bild: RAMMSTEIN live im Huxley's (als Vorband von PROJECT PITCHFORK) am 19.10.95.

Deepl translation

RAMMSTEIN, the six "dance metallers" from Ostland, describe their gloomy state of mind In lyrics like: "My black blood and your white flesh. I'm getting hornier and hornier from your screeching. The fear sweat there on your white forehead hails into my sick brain." Musically this is embedded in a mixture of Motel, EBM and Pop, which is rounded off by hard , striking vocals with rolling "R". Powerful, energetic, simply awesome music! Thursday morning at undignified time (10 o'clock!!!) we set out to interview the guys from RAMMSTEIN on the occasion of your CD release "Herzeleid" in the cinema "Blow Up". Naive and still dreamy, we couldn't even guess what to expect. There sat five of the six eccentric musicians in the semi-darkness In Kinoreihe 5, we found ourselves in contrast In brighter light on stage. Behind us, an old DEFA fairy tale film flickered soundlessly across the screen. Oh horror! We became actors in a RAMMSTEIN production, which could have been titled "Kein Entrinnen". In front of us a quintet that wanted to live up to its constructed image as an unapproachable band. RAMMSTEIN see themselves as a unit and didn't answer as individuals (they didn't want to mention their names), but always as "RAMMSTEIN".

U.S.'s : "Singing German is no longer embarrassing nowadays, bands like FLEISCHMANN have hit the zeitgeist. Have you jumped on this bandwagon?"
RAMMSTEIN: "I (Ed.: a Rammstein) don't feel it's a trend to combine German language and music. We wouldn't compare ourselves with FLEISCHMANN either, that's an intellectual band - quite artificial. I hope we have more blood and more flesh. We see ourselves as something completely individual, original. Own."

U.S's: "With the formation of Rinnstein, er nonsense, Rammstein, all relationships with your girlfriends broke, why?"
RS: "Fate! Common path, common suffering ."

U.S's: "It is noticeable that you do not use anglicisms in your lyrics..."
RS: "That's on purpose! We think that you can just sing German to this' music, it just sounds better. We feel, think and live German. We are not Amis or English, German is our mother tongue.

U.S.'s: ,,What is the intention of your lyrics?"
RS: "Images are projected, everyone can interpret it themselves. We want to make the dusty pages (strings?) vibrate. But first and foremost we want to make music."
RS (other): "Of course you have a very specific thought when you make or create something. The one who hears it then drives some other film and has completely different ideas. This actually creates movement."

U.S.'s: " In the song "Marry me" the syllable "Hei" is sampled and awakens strange associations. How do you see that?"
RS: "You hear what you want to hear. We reject this association quite clearly! At concerts, we have also not yet noticed any dumbasses. We already see the problem, but in principle we do what we want and do not let us lock up. We even try to lighten things up a bit, maybe we can do it."

U.S.'s: "You guys come across as totally martial and uber-masculine, why do you give yourselves that image?"
RS: "Because that's who we are. Actually, it's an unconscious image. But it's also strongly related to the stage show, which is deliberately meant to deviate from what normally goes on in a rock'n'roll way, shaking hair and all. (Ed.: silver bag protectors, chain mail, boots up to the knee, no word to the audience).
In the following, Rammsteine started to tell the usual about being independent and different. Rammstein is Rammstein, because Rammstein is Rammstein. We wanted to know how the band stands on femininity.
RS: "We love women!"

U.S.'s: "And what about female elements in your band, we don't see them."
RS: "Look very closely, then you will discover female sides in us. They are definitely there."

RAMMSTEIN will be outfitted by Munich designer Fiona Bennett, participate in a fashion show and will also provide the music. On this RS: "We're trying to do a fashion show with a different character."

U.S.'s: "Why do you avoid addressing a word to the audience?"
RS: "It has become so common at some point not to make announcements, We express ourselves musically, there is actually little to say. Should we say, 'Hello, are you happy?' We bow after every concert as a thank you. As a gesture. For us, that's our word to the audience: (Ed.: to Sunday?).

U.S.'s: "Why did you record your CD in Sweden (Stockholm)?"
RS: "We wanted to work with the producer Jacob Hellner. It was pleasant to escape from everyday life, so that not outside children from the other farm annoying. We needed distance and so we could concentrate only on the music."

U.S.'s: "Why did you choose a movie theater as an interview location?"
RS: "We just wanted to find a relaxed setting for ourselves. It's a good atmosphere in here, don't you think?"

U.S.'s: "You guys are sitting too far away for us!"
RS: "You're sitting far away too!"

Let's keep it like RAMMSTEIN and add nothing more to it. Make your own picture: RAMMSTEIN live at Huxley's (as support band of PROJECT PITCHFORK) on 19.10.95.