Man spricht Deutsch (interview)

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This interview was released on the website discover.de (here). It was done on 27 June 1998, shortly before the concert at the Roskilde festival.

German

Sie sind eine der erfolgreichsten deutschen Bands, sicher aber auch eine der umstrittensten. Ralph Buchbender schnürte die Medienschelte zu handlichen Päckchen und lässt die Gruppe ausührlich zu Wort kommen.

In Amerika ticken die Uhren schneller. Brauchten Rammstein für den Durchbruch in Deutschland mehr als zwei Jahre, so gelang ihnen das gleiche in Amiland in knapp der Hälfte der Zeit. Show und Spektakel passen eben wie die Faust auf's Auge im Land der Traumfabriken. Und weil kaum einer versteht, was sie singen, muss man sich auch eher gegen Gay-Images wehren, denn gegen Fascho-Vorwürfe.

Roskilde 1998. Soeben wird der Auftritt der Beastie Boys auf der großen Bühne, der Orange Stage, bejubelt. Nach den Beasties wird es etwas leerer vor der Bühne, zum einen, weil es schon fast ein Uhr nachts ist, und zum anderen, weil The Verve ihren Auftritt abgesagt haben. Dafür dürfen Rammstein auf die große Bühne wechseln. Der "Deutschland-Sechser" ist im Moment auf großer Auslands-Erfolgs-Fahrt und kommt mit der Empfehlung einer erfolgreichen Amerika-Regatta auf die großen europäischen Festivals. Rammstein ist im dänischen Roskilde aber scheinbar immernoch ausschließlich die Sache der deutschen Fans. Im unmittelbaren Radius von fünfzig Metern um mich herum höre ich fast nur deutschsprachige Jubelrufe, als um kurz nach halb zwei Sänger Till Lindemann wie gewohnt mit einem Flammenwerfer in der Hand die Rammstein-Show mit "Rammstein" eröffnet. Was aber nichts heißen muss, denn seit Rammstein lernt das Ausland angeblich auf einmal deutsche Texte auswendig. Diese und andere Erkenntnisse vermittelte mir anderthalb Stunden vorher Gitarrist Richard Z. Kruspe im roten Doppeldecker-Bus der Plattenfirma im Backstage-Bereich. Gut, dass es nicht Flake war, denn der hatte es beim Rock-am-Ring-Festival gewagt, sich in meinem Beisein über Ozzy Osbourne lustig und damit der Majestätsbeleidigung strafbar zu machen. Eine Folge des schwelenden Knatsches zwischen Ozzy und Rammstein, die es gewagt hatten, als Co-Headliner eine größere Bühnenshow aufzufahren.

Zwischen euch und Ozzy Osbourne soll es beim Rock-im-Park-Festival Querelen gegeben haben, die sich auch noch bis zum Rock-am-Ring-Festival hinzogen. Was ist da konkret passiert?
Die Amis glauben immer, wer zuletzt spielt, ist der absolute Headliner und alle, die davor spielen, sind so etwas wie eine Vorband. Aber vom Veranstalter waren wir als erster von zwei Top Acts angedacht. Das hatte man Ozzy wohl so nicht mitgeteilt, deshalb war er etwas sauer, als er mitbekam, dass unsere Bühnenproduktion wesentlich größer war als seine. Aber der meiste Stress ging nicht von Ozzy aus, sondern kam von seiner Frau. Da ist das dumme Ding passiert, dass unsere Crew beim Abbau einen Draht von der Pyroshow übersehen hatte. Das Teil kam jedenfalls während der Ozzy-Show runter und die haben uns dann vorgeworfen, wir hätten das absichtlich gemacht. Ich stand mit Till am Bühnenrand und auf einmal kam die Frau von Ozzy auf uns zu und hat uns tierisch angebrüllt, so hat sich früher nicht einmal meine Mutter aufgeregt. Die dachte tatsächlich, wir wollten Ozzys Show boykottieren, was natürlich nicht stimmte. Denn ich fand den Auftritt von Ozzy wirklich gut. Ich habe schon lange nicht mehr einen so guten Gitarristen gesehen wie den von Ozzys Band. Black Sabbath war natürlich auch immer eine Band, die mir gerade vom Songwriting her gut gefiel. Und eine der amerikanischen Bands, die mich von Jugend an prägten.

Stichwort Amerika. Im Herbst 1997 habt ihr KMFDM durch die Staaten begleitet, nachdem sie zuvor euch in Deutschland supporteten. Vorher gingen Gerüchte herum, dass es Deals mit Tool, Faith No More oder Korn geben sollte. Warum hat das nicht geklappt?
Das Problem besteht in der Koordination der ganzen Angebote, die es immer gibt. Durch die enorme Zeitverschiebung zu Amerika ergeben sich natürlich Probleme und außerdem sagen Amis sehr schnell ja. Eine Woche später ist dann auf einmal wieder alles unklar. Die Deutschen planen einfach anders. Wenn die zu etwas o.k. sagen, dann meinen sie das meistens auch so, was bei den Amis viel seltener der Fall ist. Deshalb gibt es ganz viele Angebote, die wahrscheinlich auch ernst gemeint sind, aber dann stellt sich heraus, dass es zeitlich oder organisatorisch nicht machbar ist. Oder das Angebot kam von einem Musiker und das Management teilt später mit, dass die Band zu dem Zeitpunkt schon ganz woanders einen Termin hat. Zur Tour mit KMFDM kann ich nur sagen, dass ich sie total klasse fand, weil wir nach langer Zeit mal wieder mit Leuten unterwegs waren, die hinterher zu Freunden geworden sind. Wer weiß, ob das mit anderen Bands auch so gut geklappt hätte.

Wie erklärt ihr euch den Publikumsanstieg bei euren Shows in den Staaten? Euer allererster Gig in New York vor rund einem Jahr fand vor etwa 100 Leuten statt, bei euren fünf Gigs Ende April und Anfang Mai dieses Jahres kamen im Schnitt schon 2.000 Zuschauer.
Dazu habe ich keine Erklärung. Es ist beinahe dasselbe wie vor drei Jahren in Deutschland. Die ersten Gigs haben wir damals auch alleine gespielt und außer im Osten Deutschlands, wo uns einige Leute noch von den Bands her kannten, in denen wir früher gespielt hatten, war der Zuschauerschnitt auch nicht gerade überwältigend. Dann kam die Tour mit Project Pitchfork und ab dann lief es auf einmal. Ähnlich ist es auch in Amerika, nur da geht eben alles etwas schneller. Amerikaner lieben das Spektakel und deshalb mögen sie auch unsere Show. Außerdem stehen sie auf unsere Sprache, womit wir auch nicht unbedingt gerechnet haben. Am Anfang gab es ja die Idee der Plattenfirma, wenigstens zwei Songs auf Englisch zu singen und Rammstein ist eine für viele Ideen offene Band, deshalb haben wir gesagt, o.k. lasst uns das mal probieren. Mit "Du hast" und "Engel" haben wir das dann probiert und das klang gar nicht mal so schlecht. Ich fand das aber dann obercool, dass die Leute in den Staaten lieber Rammstein auf Deutsch hören wollten und die deutschen Texte haben sich dann einfach durchgesetzt.

Also wird es keine englische Ausgabe von "Sehnsucht" oder "Herzeleid" geben?
Auf keinen Fall. Aber ich möchte noch mal auf deine vorherige Frage eingehen. Natürlich haben wir uns Gedanken darum gemacht, warum Rammstein in den Staaten so gut funktioniert. Wir haben früher auch fast nur englischsprachige Bands gehört und kaum verstanden, was da gesungen wurde. Aber das war auch nicht wichtig. Wichtig war, dass Gesang und Musik harmonierten. Trotzdem haben wir mitgesungen. Genau dasselbe ist uns in Amerika passiert. Viele Leute im Publikum haben unsere Texte mitgesungen und ich weiß nicht, wie viele von denen überhaupt wussten, was sie da singen. Aber wir haben auch ganz viele Leute getroffen, die auf einmal ein unheimliches Interesse an der deutschen Sprache entwickelt hatten.

Gab es denn überall in Amerika die gleichen Reaktionen oder war das Interesse gebietsmäßig gespalten? Wie waren die Reaktionen der amerikanischen Medien? Gab es auch in Amerika Faschismus-Vorwürfe?
Gott sei Dank nicht. Alles, was bisher an faschistoiden Vorwürfen da war, kam immer nur aus Deutschland. Ab und an hat mal ein amerikanischer Reporter nachgefragt, wir haben da so was gehört, aber nie sind sie von selber auf solche Vorwürfe gekommen. Solche Fragen waren auch eher drittrangig, das Thema war Gott sei Dank kein Thema. Die Amerikaner gehen viel emotionaler an solche Sachen ran. Sie gucken sich die Show an und interpretieren das dann auch als Show. Gebietsmäßig gab es kaum Unterschiede, natürlich ist in den Großstädten wie L.A. oder New York noch mehr Publikum da, aber das ist überall auf der Welt so. Aber in Amerika ist es gerade in den Großstädten viel schwieriger sich durchzusetzen. Im mittleren Westen der Staaten leben die Leute quasi für harte Musik, das finde ich wirklich unglaublich, das ist für die so eine Art Messe, verstehst du, was ich meine? Sie atmen und leben für harte Musik. Dort akzeptiert man dich auch als Musiker viel mehr. In Deutschland bist du als Musiker überhaupt nicht akzeptiert. Da heißt es immer: "Lern doch lieber was Anständiges". In Amerika ist das anders. Dort wirst du als Musiker hundertprozentig akzeptiert und du wirst auch gefeiert, wenn du den Durchbruch schaffst. Dort hat man einen ganz anderen Status. Da rümpft keine Mutter die Nase, wenn ihre Tochter sagt, dass sie mit einem Musiker zusammen ist.

Auf eurer letzten Ami-Tour war Two euer Support. Rob Halford hat in einem Interview gesagt, dass er Rammstein sehr homoerotisch findet. Bekommt ihr aufgrund eures Auftretens viele Reaktionen in dieser Richtung?
Hat er wirklich homoerotisch gesagt? Die meisten Reaktionen dieser Art kamen eigentlich auf das Cover unserer ersten CD "Herzeleid". Mittlerweile finde ich dieses Cover sehr unerotisch, ja fast unschön und wir überlegen, ob wir das Cover nicht wechseln sollen, weil es einfach nicht zu uns passt. Aber nach unseren Videos und unseren Live-Auftritten war eigentlich jedem klar, dass wir keine Gay-Band sind. Dafür sind auch einfach zu viele Frauen und Mädchen bei unseren Konzerten.

Nach "Engel" und "Du hast" tauchte auf einmal "Das Modell" als Single auf. Nach dem Kraftwerk-Cover habt ihr "Du riechst So gut" in einer 98er-Version veröffentlicht und als nächstes kommt mit "Stripped" ein Depeche-Mode-Cover als Single vom DM-Tribute-Album. Also olle Kamellen statt neue Singles vom neuen Album. Gibt "Sehnsucht" nicht mehr Singles her?
"Das Modell" war ein Song, den haben wir damals schon bei der "Sehnsucht"-Platte mit aufgenommen. Nach den Aufnahmen haben wir gemerkt, dass der Song zwar o.k. war, aber er passte nicht zu "Sehnsucht". Für mich ist ein Album immer ein abgeschlossenes Werk und eine Cover-Version passte da einfach nicht rein. Dann haben wir uns entschlossen, "Das Modell" als Single herauszubringen. Auch angespornt von der Tatsache, dass es noch niemand fertig gebracht hat, einen Kraftwerk-Song zu covern und zu veröffentlichen, weil Kraftwerk immer etwas dagegen haben. Wir haben es letztendlich geschafft und das fanden wir auch gut. Ich persönlich finde jetzt nicht, dass "[Das Modell (song)|Das Modell]]" der absolute Überhit ist, aber ich find den Song gut und als Rammstein-Single vertretbar. Dann kam die Idee mit "Du riechst so gut". Ich persönlich mag diesen Song sehr und ich fand, dass er damals als unsere erste Single keine wirkliche Chance gehabt hat. Die Leute kannten uns nicht und er ist meiner Meinung nach viel zu sehr untergegangen. Ich fand die Idee total klasse, dem Song nochmal eine Chance zu geben. Da gab es natürlich einige Bedenken, ob man das machen kann, denn die wahren Fans hatten den Song schließlich schon. Aber ich finde es immer gut, wenn man anfängt, einfach Dinge zu machen, wo man das Gefühl hat, das ist gut, das geht o.k. Es gibt immer ganz viel Für und Wider. "Du riechst so gut '98"hat nicht so gut funktioniert, wie sich manche das vorgestellt hatten, was für mich kein Problem ist, weil, man macht eben manchmal auch Fehler. Obwohl das, was andere für Fehler halten, weil es wirtschaftlich nicht funktioniert, für mich keine wirklichen Fehler sind. Ich stehe nach wie vor zu der Entscheidung. Jetzt gibt es die vielen Fürs und Widers auch bei "Stripped". Kann man einen englischsprachigen Song veröffentlichen? Darf man nach "Das Modell" schon wieder einen Cover-Song rausbringen und so weiter. "Sehnsucht" gibt natürlich noch mehr Singles her, gerade ich bin der große "Sehnsucht"-Befürworter, schließlich habe ich die Songs ja geschrieben. Aber von den anderen Ideen waren wir nun mal mehr begeistert.

Eure Single-Politik greift euren Fans ganz schön tief ins Portemonnaie. Kurz vor "Stripped" kam die Single-Box heraus, dazu gibt es Fan-Editions ("Engel"), diverse Digipacks, zum Beispiel vom letzten Album "Sehnsucht", das riecht nicht so gut sondern ein bisschen nach Fan-Abzocke.
Das sehe ich nicht so, schließlich sind auf den Singles immer Bonustracks und Remixe drauf. Jetzt kann man natürlich sagen, wer braucht Remixe, aber ich persönlich finde Remixe gut. Und letztlich zählt nur, was ich, beziehungsweise wir als Rammstein, gut finden. Man kann nicht nur für die Fans arbeiten. Wenn ich 'rumfragen würde, was als nächste Single ausgekoppelt werden soll, dann gibt es wahrscheinlich hunderttausend verschiedene Antworten.

Aber ihr sorgt dafür, dass alles relativ schnell hintereinander passiert. Braucht der Rammstein-Kult diese stete Präsenz?
Ich sehe Rammstein nicht als Kult. Rammstein ist eine Band mit sechs Musikern, von denen keiner im Vordergrund steht. Deshalb haben wir "Sehnsucht" auch mit sechs Coverseiten ausgestattet. Und unsere Veröffentlichungen kommen auch nicht schneller als bei anderen Bands. Dass ausgerechnet unser Depeche-Mode-Beitrag als Single ausgesucht wurde, liegt einfach daran, dass es definitiv der beste Song auf dem DM-Tribute-Album ist. Ich habe es mir gestern komplett angehört und ich muss wirklich sagen, dass unser Beitrag der beste geworden ist.

Welche Beziehung habt ihr eigentlich zu Depeche Mode?
Jetzt kann ich natürlich anfangen zu schwärmen. Ich habe noch nie eine Band gehabt, die ich so sehr verehrt habe, wie Depeche Mode. Für diese Band empfinde ich einen ganz tiefen Respekt und Martin Gore ist für mich der Songwriter schlechthin. Ich habe früher gern Depeche Mode gehört, obwohl ich das nie laut sagen durfte, weil das in den Heavy-Kreisen natürlich überhaupt nicht angesagt war. Aber ich hatte immer ein gutes Gefühl zu der Band. Deshalb war es eine große Ehre für mich, als wir gefragt wurden, ob wir einen Song für's Tribut-Album machen wollen. Nach der Anfrage habe ich gesagt: Geil, endlich mal wieder etwas, wo ich Spaß dran habe. Dann habe ich mich hingesetzt und Album für Album durchgehört und darüber nachgedacht, welche Nummer wir jetzt machen könnten. Das war nicht so einfach zu entscheiden, weil Depeche Mode musikalisch ganz anders arbeiten als wir. "Stripped" kristallisierte sich dann irgendwann heraus und im Studio wurde der Song dann von mal zu mal besser und zum Schluss dachte ich, wow, was für eine geile Nummer.

Zu den Coversongs passt dann auch die Ähnlichkeit eurer Videos zu bestehenden Filmen. "Engel" erinnert stark an "From Dusk Till Dawn", "Du riechst so gut '98" hatte was von einer Mischung aus "Evil Dead" und "Tanz der Vampire" und "Du hast" kommt...
"Reservoir Dogs" sehr nahe. Ich weiß.

Ist das als eine Art Hommage an diese Filme Absicht?
Da machen wir gar keinen Hehl draus. Du hast immer Bezüge zu irgendwas und beim Betrachten von verschiedenen Szenen aus den genannten Filmen, dachten wir uns, das könnte man prima umsetzen. Wir gucken privat sehr oft und viele Filme und diese Videos sind eine Art Zitate aus den Filmen, mit denen wir etwas anfangen konnten.

Dann muss man sich den Vorwurf gefallen lassen, keine eigenen Ideen zu haben.
Also wenn du die Videos genau betrachtest, finde ich schon, dass daraus was ganz Eigenes entstanden ist. Wir drehen ja schließlich nicht nur irgendwelche Szenen nach. Und seien wir ehrlich, wenn ich mir Filme von Tarantino ansehe, dann kann ich dir Dutzende von Filmen nennen, die er covert. Das ist bei Kunst generell so. Du bist beeinflusst von bestimmten Sachen und daraus machst du dann etwas Neues. Das ist bei der Musik so, beim Film so und überall anders auch. Für mich ist das völlig legitim. Ich glaube, dass es einfach immer wichtiger wird, dass man Geschmack hat und das auch rüber bringt. Das Handwerk als solches wird immer unwichtiger, es wird einfach immer wichtiger zu sagen: Das finde ich gut. Michael Jackson zum Beispiel hat ungefähr zehn Programmer und Michael läuft nur noch rum und sagt: Halt stopp, diese Sequenz finde ich gut, das behalten wir. So bastelt er sich seine Songs zusammen.

Was kommt als nächstes? Welche Herausforderung steht nun an, um weiter medienwirksam zu bleiben?
Ich habe das Gefühl, wir haben in Deutschland in den letzten Jahren sehr viel gemacht und haben uns da keine Vorwürfe zu machen. Außerdem bin ich ein großer Freund vom Nicht-Spielen. Ich denke, wenn man zu oft tourt, geht sehr viel verloren vom Leben. Um neue Songs zu schreiben, muss ich Zeit haben, mich zu langweilen. Es ist eine große Stärke von Bands, die sich einfach Zeit nehmen für neue Songs und nicht live spielen. Live zu spielen ist eine ständige Form von Wiederholungen ohne jeden kreativen Schub. Wenn ich zu Hause bin, bin ich eigentlich ständig am überlegen, was ich als nächstes komponieren könnte. Trotzdem haben wir für Ende August ein eigenes Festival auf die Beine gestellt, das gleichzeitig den Abschluss unserer Open Air-Tour '98 bilden wird. Danach denke ich, wird es Zeit, auch in anderen Ländern mit Rammstein den Erfolg zu suchen.

Erfolg ruft auch immer Neider auf den Plan. Stören euch T-Shirts mit dem Aufdruck "Randstein - Ein Arsch brennt", wie sie im vergangenen Jahr auf der Popkomm herausgegeben wurden?
Solche T-Shirts gab es? Sorry, ich habe sie nicht gesehen, aber das ist doch schon eher lustig. Weißt du, in Deutschland wird Neid ganz groß geschrieben. Und das ist etwas, was ich nie verstehe. Weshalb? Man sollte doch froh sein, dass es jetzt eine Band gibt, die international Erfolg hat und die ein Stück deutsche Musik ins Ausland bringt. Wenn du noch vor einem Jahr in Amerika jemanden gefragt hast, was fällt dir zu deutscher Musik ein, dann wurden Nena und Kraftwerk genannt. Es ist doch schön, wenn du auf einmal noch ein Beispiel hast. Aber die Deutschen haben immer ein Problem damit. Dann heißt es, die Band wird vermarktet oder gepusht. Ich persönlich habe überhaupt nichts gegen Kommerz und ich habe kein Problem damit, wenn man was Gutes macht, dass man das dann auch rausbringt. Man sollte die Leute nur nicht abzocken. Dafür muss man ein Gefühl entwickeln.

Eure Single-Politik ist dann also eine Gefühlssache und keine Abzocke?
Abzocke wäre es, wenn wir jetzt doch noch ein englischsprachiges Album raus bringen würden. Oder eine Tour durch Deutschland zu machen ohne ein neues Produkt am Start zu haben.