Netzeitung: Der Band Rammstein, deren Lied «Ohne Dich» Laibach gerade geremixt hat und die Laibach als ihr Vorbild nennt, wird die Verwendung faschistischer Ästhetik immer wieder vorgeworfen. Zum Beispiel als sie in ihrem Video zu «Stripped» Ausschnitte aus Leni Riefenstahls «Olympia – Fest der Völker»-Film verwendet haben.
Novak: Damit haben wir kein Problem. Riefenstahl hat nicht nur deutsche Ästhetik benutzt. Nazi-Ästhetik, faschistische Ästhetik existierte überall auf der Welt. Es ist eine historische Tatsache, die an verschiedenen Orten verschieden ausgeprägt ist. Es gehört zur Menschheit. Deshalb sollte man es nicht ignorieren. Dieser Teil ist wichtig, um die europäische Geschichte zu verstehen. Es wird ja auch in Filmen thematisiert - wie in «Schindlers Liste» oder «Der Untergang». Ich verstehe nicht, warum es solche Filme machen können, aber Rammstein nicht. Warum sollte die Popkultur auf limitierte, dumme Themen abonniert sein. Die Pop-Rezipienten sind doch nicht dumm.
Netzeitung: Kannten Sie Rammstein, bevor Sie gebeten wurden, den Remix zu machen?
Novak: Wir haben Rammstein nie getroffen. Aber die Band war ja in den letzten Jahren überall Thema, und wir sind auch darauf angesprochen worden. Offensichtlich gibt es einige Gemeinsamkeiten mit Laibach. Das war's.
Netzeitung: Wie haben Sie auf die Anfrage reagiert?
Novak: Zuerst haben wir gedacht, wir hätten keine Zeit. Dann haben wir es als Herausforderung gesehen. Wir haben uns das Original angehört und gedacht, da könnte man was Nettes draus machen.
Netzeitung: Mag Laibach Rammstein?
Novak: Das heißt nicht notwendigerweise, dass wir sie mögen. Wir respektieren, was sie machen.
Netzeitung: Warum heißt der Remix «Mina Harker's Version». Was hat das Stück mit Dracula zu tun?
Novak: Es ist der Song. Es ist ein Liebeslied. «Ich kann nicht ohne dich existieren, du nicht ohne mich» – das hat uns an Mina Harkers Briefe an ihren Verlobten Jonathan erinnert und an die Briefe von Dracula an Mina. Diese Dreiecksgeschichte. Außerdem heißt die Sängerin Mina...
Netzeitung: Warum haben Sie sich für eine Frauenstimme entschieden?
Novak: Nachdem wir den Rammstein-Song gehört haben, dachten wir, es wäre schön mit einer Sängerin. Weil es ein Liebeslied ist, haben wir dann Mann und Frau gemischt. Ursprünglich haben wir auch die Stimme des Rammstein-Sängers gelassen. Wir fanden die Dreierbeziehung spannend. Aber wir wurden gebeten, sie herauszunehmen.
Netzeitung: Sie haben auch die Pronomina geändert: mich, dich, ich, du...
Novak: Es gibt sogar Leute, die haben das auf die Beziehung von Laibach und Rammstein bezogen... [lacht] Rammstein kann nicht ohne Laibach existieren und Laibach nicht ohne Rammstein...
Netzeitung: Und?
Novak: Das sind halt Spekulationen. [lacht] Normalerweise sagen wir, wenn wir nach Rammstein gefragt werden, dass Rammstein Laibach für Kinder ist, und Laibach ist Rammstein für Erwachsene.
Netzeitung: Hat sich der Remix finanziell gelohnt? Ist Laibach jetzt auf der Pop-Schiene angekommen?
Novak: Laibach war von Anfang an Pop. Alles, was in Massen produziert wird, gehört zur Popkultur. Genauso Bücher, Filme und... Toilettenpapier. Man benutzt es und schmeißt es weg.
Netzeitung: Spielt Laibach den Rammstein-Remix auf Konzerten?
Novak: Wir haben es ein paar Mal gespielt, aber es passt nicht in unser Programm.